Logistik und Verkehrspolitik
Dass die Bundesregierung im Juli 2008 einen Masterplan Güterverkehr und Logistik verabschiedet hat, belegt die zunehmende Bedeutung der Logistik am Wirtschaftstandort Deutschland. Der Markenverband begrüßt die zunehmende Aufmerksamkeit, die der Güterverkehr in der politischen Wahrnehmung genießt, da die Markenhersteller der Konsum- sowie der Gebrauchsgüterindustrie von einer funktionierenden Verkehrsinfrastruktur stark abhängen. Er beschäftigt sich daher traditionell intensiv mit den Herausforderungen, die logistischen Prozess- sowie die Transportkosten zu optimieren. Hinzu kommt, dass die Handelskunden der Markenhersteller eigene Vorstellungen für die Organisation des Warenflusses bis hin zu den Regalen haben.
Idealerweise sollte der virtuelle Informationsfluss voll automatisiert sein, die Bestellung von Waren auslösen, der physische Transportfluss begleitet von den standardisierten Lieferpapieren rechtzeitig veranlasst werden, die Ware vollautomatisch vereinnahmt und vom Handelslager dann in die Outlets gelangen. Wenn die Rechnungen – abzüglich der vereinbarten Konditionen – im üblichen Zeitfenster eingehen, ist der Lieferant zufrieden.
Die Realität sieht aber anders aus: bestehende Kommunikations- und Identifikationsstandards werden nicht ausreichend verwendet, wie dies zuletzt im Rahmen einer Umsetzungsstudie vom Europäischen Handelsinstitut (EHI) und der GS1-Germany (einer 50%igen Tochter des Markenverbandes, die u. a. die Themen EAN-Code und RFID für Handel und Industrie betreut) ermittelt wurde. Die Fehlerhäufigkeit steigt exponentiell, wenn proprietäre, nicht automatisierte Verfahren eingesetzt werden. Dies lässt sich insbesonders bei fehlerhaften Stammdaten feststellen, die wiederrum zu fehlerhaften Bestellungen führen und schlussendlich eine Bestandssteuerung nicht möglich machen. Am Ende findet der Verbraucher die gewünschten Produkte nicht im Regal. Hierdurch gehen dem Handel und der Industrie Jahr für Jahr in Deutschland mehrere hundert Millionen Euro Umsätze verloren.
Die aus Sicht des Markenverbandes für einen funktionierenden Warenfluss notwendige Verkehrsinfrastruktur steht ebenfalls unter Druck. Zunehmende Staus, kürzere Lenkzeiten und der Fahrermangel sind schwierige Rahmenbedingungen für funktionierende Lieferketten. Der Staat versucht, über den bereits erwähnten Masterplan Güterverkehr und Logistik steuernd einzugreifen. Er schlägt Maßnahmen vor, die drohende Engpasssituationen vermeiden helfen sollen. Dabei ist eine Verlagerung von Teilen des Güterverkehrs auf die Schiene erwünscht. Der Markenverband hat sich wiederholt mit diesen Möglichkeiten auseinandergesetzt und bemängelt, dass es bei Rail-Cargo-Anbietern keine entsprechenden Konzepte für die Konsumgüterwirtschaft gibt. Das Interesse beschränkt sich auf die Großindustrie (Automobil, Chemie und Investitionsgüter). Auch mangelt es an Angeboten für gekühlte Transporte, die für eine Vielzahl der Konsumgüter vorgeschrieben sind. Aller Voraussicht nach wird die Verkehrsinfrastruktur trotz aller geplanten Maßnahmen in absehbarer Zukunft an ihre Grenzen stoßen. Dies wird dem Markenverband ein wichtiges politisches Aktionsfeld sein.
Der Transportsektor ist für ca. 30% des CO2-Eintrags in die Atmosphäre verantwortlich und wird deswegen zunehmend als kritischer Faktor gesehen. Insofern ist mit Eingriffen des Staates zu rechnen, seien es erhöhte Spritsteuern, Entfernungsabgaben oder Verbote. Diesen Herausforderungen stellt sich die Markenartikelindustrie auf europäischer Ebene und engagiert sich gemeinsam mit den Handelsunternehmen, die Wege zu nachhaltigeren Transporten entwickelt. Dies geschieht im Rahmen des Efficient Consumer Response (ECR), einer von Handel und Markenartikelindustrie getragenen Initiative, die kooperative Prozessempfehlungen für die Abwicklung der Geschäfte zwischen Handel und Markenartikelindustrie erarbeitet.
Unter dem Titel „Markenqualität zuverlässig verfügbar machen – verkehrspolitische Prioritäten 2009-2015“ hat der Markenverband die dringendsten Herausforderungen adressiert und die Notwendigkeit klimaschonender Transporte unterstrichen.